Das wahre Problem sind wir selbst

was ist zurzeit eines der größten übel in unserer branche?

aus meiner sicht die fehlende wertschätzung für unsere produkte und dienstleistungen. die honorare rasseln in den keller, immer seltener wird verstanden, wofür man überhaupt bezahlen soll und welchen wert man einer idee oder einem gutem design zumessen soll. der schuldige an diesen zuständen ist schnell gefunden: es sind unsere kunden.
doch das greift aus meiner sicht zu kurz. ich denke, dass wir selbst das problem sind und es an uns liegt, eine lösung dafür zu finden. was meine ich damit?

wenn wir über unsere branche reden und diesen begriff verwenden, meinen wir die wenigen großen agenturen, die seitenweise fachzeitschriften wie jene des horizont füllen. jede kleine personalie kann man dort über sie nachlesen, man freut sich über werbepreise und blickt hinter die kulissen eine kampagne. das ist die schöne heile welt der werbung. was hier jedoch vermittelt und gezeigt wird, ist jedoch nur die lebensrealität von rund 1% der mitgliedsbetriebe der fachgruppe werbung. aber es ist ein entscheidendes prozent, denn dieses eine prozent prägt den markt. das betrifft uns alle, weil so manche geschäftspraktik dieser „großen“ agenturen eine wäre, die man hinterfragen sollte.

macht es zb. sinn kreative leistungen zum nulltarif anzubieten und selbst nur noch von dubiosen mediarabatten zu leben? ist es für uns alle gut, wenn sich die namhaften agenturen dieses landes an einem gratis strategiepitch bei der aua beteiligen (lob und anerkennung an dieser stelle der ddb, die daran nicht teilnahm)? wo ist der aufschrei wenn der orf eine große internationale kampagene für den song contest ausschreibt, sich ein neues logo wünscht, inkl neuem claim und dafür nicht mehr als 30.000 euro bezahlen will? wer von den vielen freelancern (alles mitglieder unserer fachgruppe) hat nicht schon die erfahrung gemacht, von den großen agenturen mit einem bettel abgespeist worden zu sein, oft werden zusagen nicht eingehalten?

daraus ergeben sich weitere fragen.
welche wertschätzung für unsere produkte und dienstleistungen bringen wir also intern auf?
wie bezahlen die großen agenturen dieses landes ihre mitarbeiter, begleichen sie überstunden, nachtarbeit und wochenendarbeit?
lassen wir damit nicht eine ungeheure wettbewerbsverzerrung zugunsten der großen zu?
finden sich punkte wie strategie, konzept, idee, beratung auf allen unseren rechnungen?
vermitteln wir unseren kunden also worin unsere dienstleistung und unser können bestehen?

das sind nur einige wenige fragen, die wir uns selbst als branche stellen sollten und die antworten wären wohl, wenn man sie ehrlich beantwortet, sehr ernüchternd. ich habe daher in den vergangen jahren innerhalb der fachgruppe werbung wien immer wieder auf diese umstände hingwiesen, aber diesen wichtigen diskurs wollte man nicht führen. das ist aus meiner sicht ein schwerer fehler, denn er wird weiterhin zu verwerfungen führen. einige wenige  werden weiterhin auf kosten der mehrheit gute geschäfte machen und das verhältnis zu unseren kunden wird dadurch nicht besser.

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